Saschas Weg von der Praktikantin zur Allround-Terminalmitarbeiterin

Am Bertschi-Terminal in Rotterdam prägen schwere Maschinen und meterhohe Containerstapel das Bild. Mittendrin ein Reachstacker, dessen Fahrerin die Container souverän manövriert. Auf den ersten Blick erwarten viele, dort einen Mann zu sehen. Doch wenn sich die Kabinentür öffnet, steigt Sascha aus – eine junge Frau, die sich ihren Platz in einer traditionell männlich geprägten Welt erarbeitet hat.
Als Sascha Barendregt ihr Schulabschlusspraktikum bei Bertschi Rotterdam begann, deutete vieles auf eine spätere Bürotätigkeit hin. Sie studierte Transport- und Logistikmanagement am STC – mit dem Schwerpunkt, Transportplanerin zu werden.
„Eigentlich war vorgesehen, dass ich während des Praktikums zur Hälfte ins Büro wechsle. Aber das wollte ich dann gar nicht mehr. Die Arbeit draussen auf dem Terminal hat mir so viel Spass gemacht“, erinnert sie sich.
Ihre ersten Aufgaben lagen im Liner-Bereich: große Säcke aus Containern schneiden. Schon nach wenigen Wochen begleitete sie erfahrene Terminalmitarbeitende, lernte Züge zu rangieren und eingehende Tanks zu kontrollieren. „Kurz darauf durfte ich einen Terminal-Traktor fahren. Damit brachte ich Container zum Nachbarunternehmen für die Verschiffung oder stellte sie in einem nahegelegenen Depot ab. Ich war wissbegierig und wollte schnell mehr.“
Saschas Begeisterung führte sie bald in den Bereich Steaming (Aufheizen), wo sie für die Beheizung von flüssig Gefahr- und Nichtgefahrgüter in Containern verantwortlich war. „Dadurch habe ich unglaublich viel über die unterschiedlichen Produkte gelernt, mit denen wir hier arbeiten“, erzählt sie.
Anschliessend begann sie ihre Ausbildung auf dem Reachstacker, für sie fast selbstverständlich dank ihrer bäuerlichen Wurzeln. „Ich bin auf einem Ackerbaubetrieb gross geworden, habe Traktoren mit Anhängern voller Kartoffeln, Getreide oder Zwiebeln gefahren. Das Gespür für grosse Maschinen hatte ich also schon und ich habe früh gelernt, meinen Standpunkt zu behaupten.“

Die Ausbildung gipfelte in einem sechswöchigen Intensivkurs für Kranbedienung. Inzwischen hat sie sich auch an den neuen ferngesteuerten Kran des Terminals gewöhnt. „Am Anfang war es ungewohnt, nur noch vor Bildschirmen zu arbeiten, aber die Abwechslung macht den Job spannend und hält mich geistig fit.“
Dass sie eine der wenigen Frauen in dieser Position ist, nimmt Sascha gelassen. „Ich muss immer lachen, wenn Männer überrascht reagieren oder mich zweimal anschauen. Sprüche wie ‚Das schafft sie nie‘ oder ‚Was macht ein Mädchen wie sie hier?‘ geben mir nur noch mehr Antrieb, zu zeigen, was ich kann.“ Skepsis wirkt bei ihr nicht bremsend, sondern beflügelnd.
An Frauen, die einen ähnlichen Weg einschlagen wollen, richtet sie eine klare Botschaft: „Einfach machen! Was Männer können, können Frauen genauso, manchmal sogar besser. Man muss sich behaupten, aber wenn man es wirklich will, ist alles möglich.“ Gleichzeitig betont sie, wie wichtig ein gutes Team ist: „Es hilft enorm, wenn man Menschen hat, auf die man sich verlassen kann, wenn man zweifelt oder etwas nicht nach Plan läuft.“
Heute, viereinhalb Jahre nach ihrem Start als 18-jährige Praktikantin, ist Sascha eine Allround-Terminalmitarbeiterin mit einem breiten Spektrum an Fähigkeiten und Zertifikaten. „Jeden Tag komme ich mit einem Rucksack voller Erfahrung, Können, Selbstvertrauen und Begeisterung zur Arbeit. Ich hoffe, dass Frauen sich nicht von dem Ruf des Hafens abschrecken lassen. Wenn man etwas wirklich gern macht, ist alles möglich.“
